Lisa Kellner ist Forscherin in unserer Geospatial Visualization, Semantic Modelling and Acquisition-Gruppe, wo sie gemeinsam mit Unternehmenspartnern Anwendungen für den Umgang und die Visualisierung von Real-World-Daten entwickelt.
Mit dieser Information können Nicht-Forschende, die Lisa Kellner nach ihrer Arbeit fragen, oft allerdings eher wenig anfangen. Deshalb erklärt sie ihre Arbeit , indem sie von ihrem Alltag erzählt: vom vielfältigen Austausch mit ihrem Team, vom Erreichen von Projekt-Milestones und wie abenteuerlich das gemeinsame Lösen von Informatik-Problemen sein kann. Um diese Arbeitswelt besser erfahrbar zu machen, durften wir Lisa Kellner einen Tag lang in ihrem Alltag als "Jungforscherin" über die Schulter schauen.
Die tägliche To-Do-Liste
Die Vorstellungen vom Informatiker/innen-Dasein sind bis heute von Szenen geprägt, die sich in dunklen Zimmern vor überhell strahlenden Bildschirmen abspielen, vor denen nächtelang in die Tastaturen gehauen wird. Schon ein Tag an der Seite von Lisa Kellner zeigt, dass die Realität ganz anders aussieht.
So geht sie etwa für ihre Arbeit in der Früh ganz normal ins Büro – oder pandemiebedingt im Homeoffice online. Erster Punkt auf ihrer To-Do-Liste: Nachrichten checken. Welche Mails und Infos sind von Kolleginnen und Kollegen oder von Projektpartnern gekommen? Welche Fragen und Aufgaben gibt es, die gleich zu erledigen sind? Als nächstes kommt ein Blick auf den Kalender und ein Update ihrer Aufgabenlisten. Denn Lisa Kellner ist nicht nur in einem, sondern in gleich mehrere Forschungsprojekte involviert und da heißt es natürlich, immer gut den Überblick zu bewahren.
Ein Computer, viele Themen
Dabei hat sie es am Bildschirm zwar fast immer mit Code zu tun, aber die Anwendungsfelder ihrer Forschungsarbeit sind vielfältig: von der automatischen Erkennung von Lärmschutzwänden in Punktwolken über Lösungen für additive Fertigung für Bahn-Ersatzteile bis hin zur Echtzeit-Baustellen-Dokumentation mit Roboterhunden. Wie diese Forschungsarbeit konkret aussehen kann, erläuterte sie sehr detailliert in ihrer Masterarbeit Klassifikation urbaner Punktwolken mittels 3D CNN anhand von Gehsteig-Rekonstruktionen.
Gemeinsam ans Forschungsziel
Ein großer und wichtiger Teil von Lisa Kellners Arbeit ist Kommunikation und Austausch. Manchmal stehen täglich sogar mehrere Meetings auf dem Programm.
Unverzichtbar ist für Lisa Kellner dabei der direkte Draht zu allen ihren Kolleginnen und Kollegen in der Forschungsgruppe: Im Team wird engagiert gebrainstormt, getüftelt, neue Ideen gesponnen und vor allem Probleme gelöst. Ein besonderer Termin ist dabei immer die wöchentlich stattfindende Scientific Discussion, in der zum eine neueste Forschungsentwicklungen diskutiert werden, zum anderen aber auch jedes Teammitglied die individuellen Projektfortschritte für alle präsentiert und dabei oft gemeinsam "fast nebenbei" Verbesserungen gefunden werden.
Daten-Baustellen
Lisa Kellner forscht an der Schnittstelle zwischen Geodaten-Visualisierung, Punktwolken-Forschung und Künstlicher Intelligenz. Um hier immer up-to-date zu bleiben, gehört es natürlich dazu, wissenschaftliche Publikationen und die neuesten Entwicklungen in diesen Bereichen zu verfolgen. Sehr viel von ihrer Arbeit verbringt Lisa Kellner aber direkt mit dem Programmieren selbst. Ein Glück, dass sie nicht nur „Code fließend spricht“, sondern für ihre Tätigkeit eine echte Leidenschaft empfindet. Um aus riesigen Punktwolken, die oft ganze urbane Räume oder gar Städte umfassen, die richtigen Details und Informationen herauszukitzeln, braucht es nämlich nicht nur Fachwissen, sondern auch den Elan, immer wieder kreativ um die Ecke zu denken. Hauptziel ihrer Arbeit ist es dabei, die großen Datenmengen für automatische Segmentierung und Rekonstruktion zu verwenden, etwa für Bahnsteigkanten oder Schallschutzmauern. Ein wichtiges Thema ist dabei immer auch, verschiedene Datenquellen zu kombinieren. Diese Datenquellen sind mitunter ebenso divers wie die Anwendungsfelder, aus denen sie kommen. Aber auch, wenn es einmal kompliziert wird, bleibt die Informatikerin am Ball. Ein großer Antrieb ist dabei für sie, dass ihre Forschungsarbeit aktiv zu wichtigen Technologiesprüngen in der Praxis beiträgt – egal ob für den grünen Bahnverkehr der Zukunft oder nachhaltige Baustellen-Dokumentation für maßgeschneidertes BIM und Gebäudemanagement.
Vom Spielen zum Forschen
"Als pubertierende Teenagerin habe ich viel zu viel Zeit auf Konsolen vorm Fernseher verbracht und die Idee, Spieleprogrammiererin zu werden, war da nicht weit", erzählt Lisa Kellner, bei der Erinnerung an ihre Motivation, in die Informatik zu gehen. Nach der Matura hat sie deshalb am FH Technikum Wien ein Informatik-Studium mit Vertiefung auf Game Engineering begonnen. Ebendort besuchte sie eine Lehrveranstaltung von VRVis-Geschäftsführer Gerd Hesina zum Thema Computergrafik, und die Begeisterung für Forschung war gezündet. 2014 machte sie schließlich ein Praktikum am VRVis – und ist bis heute geblieben.
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Wien, 10. Februar 2022