Graffitis als Kulturerbe digital erfassen, erforschen und dauerhaft erlebbar machen

Das Forschungsteam von INDIGO arbeitet daran, die Graffitis am Wiener Donaukanal systematisch zu dokumentieren und erstellt anhand von Fotos einen digitalen Zwilling der Wände. Die laufende Veränderung der Bemalung wird virtuell archiviert, die Graffitis bleiben als Ausdruck ihrer Entstehungszeit erhalten.

Drei Fotos von einer Wand voller Graffiti am Donaukanal, die Sprayings verändern sich mit der Zeit

Die Graffitis am Wiener Donaukanal verändern sich ständig. Das Team von INDIGO fotografiert die Kanalwände seit 2021 in regelmäßigen Abständen und verarbeitet die Fotos zu verzerrungsfreien Orthofotos und Texturen. Daraus entsteht ein 3D-Oberflächenmodell, das Sprayings, Markierungen oder Poster genau dokumentiert.

Schichten von Graffiti-Sprayings neben einer Karte vom Wiener Donaukanal

Hier ist das INDIGO-Forschungsgebiet entlang des Donaukanals zu sehen, nur Teile der Wände sind legale Graffiti-Flächen. Das Ufer wird schon jahrelang für Sprayings genutzt und so überlagern die Graffitis einander in mehreren Schichten.

Bunt bemalte Tauben, die Taube ist das Symbol für die "Wiener Wände"

Die Taube ist das Symbol für die "Wiener Wände", die legal mit Graffitis besprüht werden dürfen. Die Künstlerinnen und Künstler beziehen sie auch direkt in ihre Sprayings ein.

Brückenpfeiler am Donaukanal, auch hier sind Graffitis aufgesprüht, im Hintergrund der Fluss

Das 3D-Modell der Graffiti-Wände wird, zusammen mit alle Daten, am Ende von INDIGO über eine Onlineplattform öffentlich zugänglich gemacht. Die Basis dafür liefert eine große räumliche Datenbank.

Die INDIGO-Datenbank ermöglicht es, Graffitis vom Donaukanal abzufragen und zu visualisieren. Sie soll auch dazu anregen, Analysemethoden für große Bildsammlungen zu entwickeln.

INDIGO steht für „INventory and DIsseminate Graffiti along the dOnaukanal“ und bringt 13 Forschende aus verschiedenen Disziplinen zusammen. Sie fotografieren seit 2021 in regelmäßigen Abständen die rasch wechselnden Graffitis am Donaukanal in Wien und verarbeiten sie zu detaillierten, verzerrungsfreien Orthofotos und Texturen. Daraus entwickeln sie ein 3D-Oberflächenmodell der Kanalufer, das die Sprayings, Markierungen oder Poster räumlich, spektral und zeitlich genau dokumentiert. Das VRVis unterstützt das Projekt aktuell mit seiner technologischen Expertise und bringt Anregungen zur Optimierung bzw. weiteren Entwicklung ein.

Datenbank als offenes Archiv für kurzlebige, öffentliche Kunst

Das 3D-Modell des Wandareals und alle Daten werden mit Projektende über eine Onlineplattform öffentlich zugänglich gemacht. Basis dafür ist eine räumliche Datenbank, die alle Angaben und die relevanten Metadaten (u.a. Stil, Pseudonyme, Entstehungsdatum) verwaltet. INDIGO bindet dafür die lokale Graffiti-Gemeinschaft ein und setzt maßgeblich auf ihr Wissen.

Die INDIGO-Datenbank ermöglicht es, Graffitis vom Donaukanal über die Webanwendung abzufragen und zu visualisieren. Kulturelle, ethische, rechtliche oder politische Diskurse, die die Wandkunst im öffentlichen Raum thematisiert, lassen sich so erfassen und gut nachvollziehen. Gleichzeitig soll die umfangreiche Datenbank dazu anregen, Analysemethoden für große Bildsammlungen zu entwickeln.

Weitere Informationen

Details zu INDIGO
Das Projekt in den österreichischen Tageszeitungen Der Standard & Die Presse
Überblick zur Arbeit der VRVis Forschungsgruppe Geospatial Visualization, Semantic Modelling and Acquisition

Frühere Projekte