Forschungsthemen

Erklärbare, intuitive und zuverlässige Entscheidungen

Zwei Forscher mit Urkunden beim Interview während der Preisverleihung.
Das VRVis publizierte mehrere hochkarätige Publikationen zum Thema KI und erhielt auch Auszeichnungen für die Forschungsleistung in diesem Bereich. VRVis-Forscher Dimitrios Lenis und David Major von der Biomedical Image Informatics-Forschungsgruppe erhielten den eAward in der Kategorie „Künstliche Intelligenz“.

Ein Künstliche Intelligenz-basiertes Klassifikationsergebnis eines radiologischen Bildes, etwa in Kategorien wie "krank" oder "gesund", ist typischerweise für den Nutzer bzw. die Nutzerin zunächst nicht nachvollziehbar. Die hierzu meist benutzten neuronale Netze agieren als "Black Box" – die gelernten Merkmale eines Bildes, die zur Entscheidung des Netzwerkes führen, sind für den Menschen nicht erkennbar.

VRVis forscht seit mehreren Jahren an erklärbaren, intuitiven und zuverlässigen KI-Lösungen, welche die Entscheidungen nachvollziehbar und vertrauenswürdig machen. Hierfür entwickeln wir Methoden, die die Ursachen für solche Entscheidungen eines neuronalen Netzes für den Nutzer bzw. die Nutzerin sichtbar machen. Diese Methoden geben nicht nur medizinischem Fachpersonal ein zusätzliches Feedback über den Hintergrund der Entscheidung, sondern helfen auch Entwicklerinnen und Entwicklern, die Qualität des trainierten Netzwerkes zu überprüfen.

Analyse von Mammographie-Daten

Aufnahme einer Brust mit einem eingezeichneten Tumors, der von einer Künstlichen Intelligenz erkannt wird.
Zusammen mit Unternehmenspartner Agfa Healthcare erforscht VRVis Künstliche Intelligenz-Lösungen zur Auswertung von Mammographie-Daten.

Brustkrebs ist weltweit die am häufigsten auftretende Krebsart bei Frauen. Daher ist die genaue Analyse von Mammographie-Bildern eine wichtige Aufgabe in der Radiologie, da besonders das frühzeitige Erkennen von Risikofaktoren und verdächtigen Veränderungen der Brust von großer Bedeutung für eine erfolgreiche Therapie sind.

In Kooperation mit unserem langjährigen Partner Agfa HealthCare haben wir verschiedene Deep Learning-Ansätze für die Analyse von Mammographie-Daten entwickelt, die den Workflow einer radiologischen Befundung auf verschiedenen Entscheidungsebenen unterstützen. Dafür wurden mehrere Deep Learning-Modelle kombiniert, die sich jeweils auf spezifische medizinische Fragestellungen fokussieren, wie beispielsweise die Detektion krankhafter Läsionen und Mikroverkalkungen oder ob eine Patientin dichteres Brustgewebe besitzt. Dadurch können wir insgesamt eine verbesserte Aussage auf Patientenebene treffen. Der aufgabenspezifische Aufbau der Lösung und die Möglichkeit auch auf Teilentscheidungen zuzugreifen, erhöht gleichzeitig die Erklärbarkeit und damit das Vertrauen in die Gesamtentscheidung. Um das Vertrauen in einzelne Black-Box Deep Learning-Komponenten unseres Modells und deren Entscheidungen zu stärken, wurden von uns weitere neue Methoden für die Erklärbarkeit von KI-Entscheidungen entwickelt.

    Segmentierung von Weichteiltumoren in Multimodalen Daten

    Eine Frau steht vor einer Beamerwand und deutet auf die Ergebnisse ihrer Deep Learning-Tumorsegmentierung.
    VRVis-Forscherin Theresa Neubauer bei der Präsentation des MICCAI-Papers "Soft Tissue Sarcoma Co-Segmentation in Combined MRI and PET/CT Data".

    Die exakte Segmentierung von Weichteiltumoren in multimodalen Daten ist in verschiedenen Bereichen der Medizin von großer Bedeutung, zum Beispiel für die Operations- und Biopsieplanung oder in der Radiotherapie. Hierfür werden multimodale Daten aufgenommen, wie MRI und PET/CT, wobei die Segmentierung der Tumore je nach Modalität und medizinischer Fragestellung unterschiedlich sein kann.

    In Kooperation mit der Medizinischen Universität Wien haben wir verschiedene Methoden zur Segmentierung von Weichteiltumoren entwickelt und verglichen. Wir haben uns hierbei speziell auf die Modalitäts- und Fragestellungs-abhängige Tumorsegmentierung fokussiert, und wie wir mit der Fusion multimodaler Daten die Qualität der Segmentierung verbessern können.

      Tuberkulose-Detektion durch KI-gestützte Screenings

      Drei Röntgenaufnahmen des Brustbereichs nebeneinander, auf welchen Tuberkulose-erkrankte Stelle auf unterschiedliche Art und Weise eingezeichnet/klassifiziert sind.
      Links zu sehen ist die "Groundtruth" einer Röntgenaufnahme einer Tuberkulose-Erkrankung. Das mittlere Bild zeigt die Ergebnisse iner Standardmethode von Gradcam, diese Methode erkennt nur teilweise die erkrankten Stellen. Das dritte Bild zeigt die deutlich präzisere XAI-Methode des VRVis, die in einem nächsten Schritt/weiteren Projekt angewandt wurde: Die eingefärbten Bereiche zeigen die Erkrankung an, der Farbverlauf zeigt den Schweregrad der Erkrankung.

      Um medizinisches Fachpersonal bei Patientenscreenings zur Erkennung von Tuberkuloseinfektionen zu unterstützen, hat VRVis gemeinsam mit Agfa Healthcare eine Deep Learning-basierte Anwendung entwickelt. Diese hilft gerade bei großen Patientenzahlen, erkrankte Personen schneller zu identifizieren, und so weitere Diagnose und Behandlungsabläufe zu optimieren. Weitere Informationen in der Pressemeldung.

      Medizinische Bildregistrierung

      Zu sehen sind zwei Spalten an medizinischen Röntgenbildern des Brustbereichs, daneben sind zwei Spalten von medizinischer Bildregistrierung derselben Aufnahmen.
      Das Bild zeigt je zwei Röntgenbilder des Brustkorbs von Patientinnen und Patienten, die bei zwei verschiedenen medizinischen Untersuchungen aufgenommen wurden. Die Aufnahmen zeigen unterschiedliche Stadien verschiedener Krankheiten. Die bisherige, dem Stand der Technik entsprechende Methode verwendet eine pönalisierte Lungenregistrierung, bei welcher erhebliche Veränderungen in den Röntgenbildern im Differenzbild nicht sichtbar gemacht werden können. Die VRVis-Methode ist in der Lage, große und subtile Unterschiede gleichzeitig hervorzuheben. Die genaue Lokalisierung von Krankheitsmarkern ist wichtig für medizinisches Fachpersonal, um das Fortschreiten von Krankheiten zu überwachen.

      Die Registrierung von medizinischen Bildern ist ein wichtiger Bestandteil von medizinischen Analyse-Workflows. Sie ermöglicht es, verschiedene Bilder eines oder mehrerer Patienten direkt vergleichbar zu analysieren, indem die Bilder in dasselbe Koordinatensystem transferiert werden. Die Registrierung ist notwendig, um Bilder zwischen verschiedenen Zeitpunkten aufgenommenen Studien oder zwischen verschiedenen Modalitäten zu vergleichen.

      Das VRVis entwickelte in Koorperation mit seinen Partnern aus der Medizin Methoden zur klassischen und Deep Learning-basierten Bildregistrierung und untersuchte insbesondere, wie Visualisierung Registrierungsworkflows unterstützen und Probleme aufzeigen kann.

        Segmentierung und Annotation von Blutgefäßen

        Zwei Aufnahme des menschlichen Skeletts mit segmentierten und farblich hervorgehobenen Arterien.
        Die automatische Segmentierung von Arterien an verschiedenen Körperstellen: links im Brustbereich, rechts im Schulter-, Nacken- und Kopfbereich.

        Arteriosklerose ist laut WHO weltweit die Todesursache Nummer 1. Eine detaillierte Analyse von Blutgefäßen in 3D-Angiographien sind im Allgemeinen sehr zeitaufwändig. VRVis hat gemeinsam mit AGFA Healthcare mehrere Methoden zur effizienten semi- und vollautomatischen Segmentierung von peripheren und koronaren Blutgefäßen, sowie deren semantischer Annotation, entwickelt, die teilweise sowohl prämiert als auch hochkarätig publiziert, patentiert und in Produkte unseres Kunden integriert wurden.

        Generelle Ansätze zur Merkmalsdetektion und Segmentierung von Organen

        Zu sehen sind zwei Reihen á 3 CT-Scans, die Aufnahmen der Wirbelsäule und Leber zeigen sowie mehrere farbige Markierungen, welche die entsprechenden Organe segmentieren.
        Segmentierung von Organen auf CT-Bildern, die obere Reihe zeigt die Wirbelsäule und die untere Reihe die Leber.

        VRVis hat etliche grundlegende Methoden zur medizinischen Bildanalyse entwickelt und patentieren lassen. Darunter vielzitierte KI-Methoden zur gleichzeitigen Segmentierung mehrerer Objekte auf Röntgenbildern, sequenzielle Segmentierungsverfahren für CT-Bilddaten, effiziente Feature-Detektionsverfahren, sowie mehrere Grundlagenmethoden für statistische Form- und Texturmodelle, die z.B. auch heute noch in Kombination mit KI-Methoden für komplexe Aufgaben in der Organsegmentierung zur Anwendung kommen.

        Vollautomatische semantische Annotation der Wirbelsäule

        Eine Forscherin des VRVis zeigt auf zwei Computer-Bildschirme, auf welchen Wirbelsäulenscans zu sehen sind.
        Die Lösung des VRVis erkennt menschliche Wirbel auf verschiedenen MR- und CT-Scans vollautomatisch und annotiert diese anatomisch korrekt.

        Die Wirbelsäule ist ein wichtiges Referenzsystem im menschlichen Körper, um bei einer radiologischen Untersuchung die Lage von Pathologien zu beschreiben. Dafür muss die anatomische Bezeichnung für jeden sichtbaren Wirbel im Bild bekannt sein. Diese muss in vielen Ländern von Radiologinnen und Radiologen manuell auf dem Bild eingetragen werden – eine zeitaufwändige Arbeit, die Radiologinnen und Radiologen zusätzlich zur eigentlichen Diagnose in einem knappen Zeitrahmen erledigen müssen. VRVis hat eine Gruppe von Algorithmen entwickelt, die menschliche Wirbel auf verschiedenen MR- und CT-Scans unabhängig vom Bildausschnitt vollautomatisch erkennen und anatomisch korrekt annotieren kann. Diese wichtige maschinelle Vorarbeit erleichtert Radiologinnen und Radiologen die Arbeit und verschafft mehr Zeit für die Diagnoseerstellung.

        Herzanalyse

        Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind heute auch in Österreich die häufigste Todesursache. Eine detaillierte Analyse von (zeitabhängigen) 3D-Bilddaten des schlagenden Herzens und der Koronararterien eines Patienten ist extrem zeitaufwändig. Vollautomatische Methoden, die die Quantifizierung von Pathologien des Herzens erleichtern, können daher stark zur Beschleunigung der Befundung durch den Radiologen bzw. die Radiologin beitragen. VRVis hat bereits mehrere Lösungen für die Segmentierung der Herzkammern auf CT- und MR-Bildern sowie eine prämierte Lösung zur vollautomatischen Segmentierung von Koronararterien entwickelt.

        Mehrere Patente zu KI

        Drei Forscherinnen vor einem Bildschirm. Die stehende Forscherin zeigt auf ein Detail auf dem Monitor.
        Das Biomedical Image Informatics-Forschungsteam rund um Katja Bühler erforschte und entwickelte mehr als 20 biomedizinische Patente in den vergangenen Jahren.

        Aus unserer hauseigenen Grundlagenforschung sind in Verbindung mit unserer anwendungsorientierten Forschungsarbeit für unseren Unternehmenspartner Agfa Healthcare viele Patente für KI-basierte Lösungen entstanden, beispielsweise zur vollautomatischen Segmentierung und Annotation von Blutgefäßen oder menschlichen Wirbeln. Erfahren Sie hier mehr über unsere Patente.